Prototyping, Programmieren und Visionen für zirkuläres Bauen – Jahresrückblick 2022

Ein weiteres erfolgreiches und innovatives Jahr ist geschafft! Auf die Aktivitäten am TecLab im Jahr 2022 zurückblickend, konnten wir aus den Erfahrungen des vorgängigen Jahres schöpfen und diese in viel Neues umsetzen. So wurden verschiedene MINT-Angebote gefestigt und regelmässig durchgeführt sowie neue Veranstaltungsformate und -themen im Nachhaltigkeitsbereich entwickelt. Dabei durften wir uns mit Personen unterschiedlichsten Alters und Hintergrunds über Themen wie Energie oder Kreislaufwirtschaft austauschen und fanden gemeinsam mögliche Wege zu einer nachhaltigeren Zukunft.

Wir starteten bereits sehr erfinderisch: Im Januar 2022 besuchten uns Schüler*innen des Gymnasium Kirchenfeld in Bern, welche sich als Pilotgruppe der «Challenge Polarexpedition» annahmen. In diesem Prototyping-Workshop, welcher nun zur Buchung offensteht, erhielten die 16 teilnehmenden Schüler*innen die Aufgabe, eine simulierte Expedition ins Polareis zu planen und umzusetzen. Unter Berücksichtigung von Kreislauffragestellungen bei der Planung und Umsetzung, bauten und programmierten sie unterschiedlichste Prototypen und entwarfen Lösungsansätze mit Drohnen, Robotern und selbsterstellten oder 3D-gedruckten Konstruktionen. Innerhalb von zwei Tagen meisterten sie diese Challenge durch stetiges Optimieren, viel Teamgeist und eine noch nicht ganz kreislauffähige Menge an Klebeband und liessen ihre Roboter-Fahrzeuge über Hindernisse fahren, ein Loch ins Polareis bohren und mit Hilfe einer Drohne eine Forschungssonde einwerfen. Wir staunten nicht schlecht über ihre ausgeklügelten Konstruktionen!

Weitere MINT-Angebote, die wir nach erfolgreicher Pilotierung im vergangenen Jahr nun mehrfach regulär durchführten, waren das Automatisierungsangebot «Sammeln und Verteilen – früher und heute» für Schulklassen des 2. Zyklus und das Mobilitätsangebot «Wie die Fledermaus Bäume hört» für die des 1. Zyklus. Lesen Sie darüber den Bericht im Burgdorfer StadtMAGAZIN. Im ausserschulischen Bereich waren wir Gastgeber für den Anlass «Science and You(th) – Wissenschaft hört dir zu!» der Stiftung Science et Cité, an welchem drei 7. Schulklassen aus Herzogenbuchsee, Langenthal und Bern teilnahmen (Bericht D’Region). Nach dem Austausch mit Wissenschaftler*innen und Politiker*innen über Themen wie Klima, Weltall und künstliche Intelligenz, versuchten die Jugendlichen im zweiten Teil Challenges in ihren gewählten Workshops der EPFL oder des TecLab zu lösen. Bei unserem Workshop bewältigten die Schüler*innen in Teams einen Hindernisparcours mit selbstgebauten und programmierten LEGO-Roboterfahrzeugen.

Wo sich im Frühling ausserdem noch jüngere Programmierer*innen unter Beweis stellen konnten, war am Wettbewerb der Kategorie «Starter» für 6-10-Jährige der World Robot Olmpiad™. Einerseits lösten die Teams innerhalb von zwei Minuten eine vorgängig bekannt gegebene Aufgabe zum Thema Recycling, andererseits meisterten sie mit viel Fantasie und Erfindergeist eine zuvor unbekannte Kreativaufgabe, deren Ergebnis sie dann mit einer kleinen Geschichte vortrugen. Die LEGO-Robotiksets, die Programmierfunktionen der jeweiligen LEGO-Apps und die Wettbewerbsaufgabe konnten die Teams an unseren vorhergehenden Vorbereitungsworkshops spielerisch kennenlernen und üben.

Verein Netzwerk TecLab voll in Fahrt

Im Rahmen der Vereinsaktivitäten im Frühling organisierten wir gemeinsam mit BforBUSINESS ein Netzwerktreffen, an welchem wir die Holzbaufirma Roth Burgdorf AG besuchten, und lancierten den Ideenwettbewerb «CircularTower», dessen Prüfung und Auswertung uns bis in den Herbst begleitete. Der «CircularTower» soll ein Reallabor für kreislauffähiges Bauen und ein Ort des Austauschs, der Forschung und der Inspiration zu Themen der Kreislaufwirtschaft werden. Für dieses Bauprojekt wurden mittels Ideenwettbewerb Umsetzungsmöglichkeiten entwickelt.

Daneben fanden zwei Anlässe der Stadt Burgdorf statt, an welchen wir uns beteiligten: Im April waren wir Veranstaltungsort für den Anlass RegioMove START, an welchem wir über die Zukunft einer nachhaltigen Mobilität in Burgdorf mitdiskutierten, und bald darauf beteiligten  wir uns mit einem Stand in der Markthalle, Führungen durch unsere Räumlichkeiten und kleinen Workshops aus unseren MINT-Angeboten an der Industrienacht Burgdorf.

Im Frühsommer kam unser Verein auf Hochtouren: Während wir im Mai intensiv letzte Vorbereitungen für unsere Veranstaltungsreihe ENERGIE + MOBILITÄT trafen, boten wir zudem die Gelegenheit, eine Weiterbildung zum Thema «Cyber Security für KMU», geleitet durch Mathias Didier, Experte für IT-Sicherheit und -Infrastruktur und Mitgründer von etrex, zu absolvieren und dabei Grundlagen der Cyberkriminalität und Präventionsmassnahmen kennenzulernen.

Den Auftakt in die Themenwoche ENERGIE + MOBILITÄT bildete dann die Organisation SolarButterfly, die uns mit einer Gruppe E-Biker*innen besuchte und unsere Angebote und Räumlichkeiten kennenlernte. Danach führten wir in Zusammenarbeit mit dem Photovoltaiklabor der BFH die erste Fachtagung Netzanschluss durch, welche sich an Fachpersonen von Netzbetreibern, Installations- und Planerunternehmen richtete und an welcher 11 Experten über Projekte aus dem Bereich Netzanschluss von PV-Anlagen referierten. Weiter fand in dieser Woche unsere jährliche Mitgliederversammlung und im Anschluss daran der Energie- und Klimatalk des Kantons Bern unter dem Titel «Elektromobilität in meinem Gebäude?» in Kooperation mit dem energie-cluster statt. Darauffolgend konnten sich die Teilnehmer*innen am Netzwerktreffen «Nachhaltigkeit im KMU: Solarenergie und Elektromobilität im Zusammenspiel» über ihre Erfahrungen oder Unklarheiten bei der Umstellung auf elektrische Fahrzeuge und der Installation von PV-Anlagen austauschen. Zum Abschluss der Woche lud das TecLab zum Energie- und Mobilitätsfest mit Aktivitäten wie Probefahrten von Elektroautos, Bauen eines solarbetriebenen Batterieladegeräts und Tüfteln mit LEGO-Robotik ein.

Testen und Entwickeln neuer MINT-Angebote

Als MINT-Spezialangebot für 5. bis 9. Schulklassen wurde ausserdem während der Themenwoche mehrmals der Workshop "Experimentieren mit erneuerbaren Energien" durchgeführt, inklusive dem Besuch der interaktiven Schiffscontainer-Ausstellung «energiewendeleben» . Inspiriert dadurch und durch das Pilotprojekt «Energie für den 3. Zyklus» mit Student*innen der PHBern beschäftigten wir uns intensiv mit der Entwicklung eines neuen MINT-Tages für 7. bis 9. Klassen, welches bald zur Buchung ausgeschrieben wird.

Ein anderes Schulangebot – frisch aus der Entwicklung – pilotierten wir erfolgreich vor den Schulsommerferien: der MINT-Halbtag für 1. und 2. Klassen «Unser Zoo – von der Futterbestellung bis zur Auslieferung», welchem wir im Nachgang noch den letzten Schliff verliehen. Schüler*innen lernen dabei am Beispiel der Futterbestellung für verschiedene Tiere spielerisch die Möglichkeiten der Automatisierung kennen, erkunden eine industrielle Sortier- und Verteilanlage und üben sich im Sammeln und Besprechen von Informationen und in mathematischen Grundoperationen.

Im August konnten Schüler*innen am Ferienpass Burgdorf am TecLab ihren eigenen Ultraschallsensor bauen und Lehrpersonen der Primarschule Neumatt in Burgdorf besuchten unsere erste MINT- und BNE-Weiterbildung. Darin machten sich die Lehrpersonen mit dem Thema Sensorik in der Mobilität anhand LEGO-Robotiksets vertraut und erarbeiteten gemeinsam Ideen, wie Nachhaltigkeit im Schul- und Unterrichtskontext thematisiert und umgesetzt werden kann. Ende August testeten wir dann in Workshopblocks für einen BFH-internen Anlass kreative Aufgabestellungen für Teams. In Gruppen lösten die Teilnehmenden Teilaufgaben mit dem gemeinsamen Ziel, einem fiktiven Bergdorf in Not Hilfspakete über unwegsames Gelände zu senden. Die Ungewissheit, ob dabei die konstruierte Miniaturbrücke das Gewicht des Transportfahrzeugs halten werde, verursachte allerseits emotionale Achterbahnen!

Zur Reflektion des ersten Halbjahres kamen wir schliesslich kurz vor Ende der ruhigeren Sommerzeit, als wir während unseres Teamausflugs den Stiftsgarten in Bern besichtigten und uns von der Vielfalt des Gartens inspirieren liessen, eine ruhige Fahrt mit dem Solarschiff auf dem Thunersee genossen und hinter die Kulissen der Thuner Aarewerke blicken durften.

Junge Programmierer*innen, Planer*innen und Elektrotechniker*innen am Werk

Einen weiteren Robotik-Workshop führten wir vor den Schulherbstferien mit Lehrpersonen der 1. bis 4. Klasse der Schule Kirchberg durch. Neben weiteren schulischen MINT-Angeboten waren wir im Herbst auch im ausserschulischen Bereich, insbesondere in der Mädchenförderung, engagiert: Gemeinsam mit der BFH boten wir eine weitere Reihe Programmierworkshops des coders_lab, die auch im April und Mai bereits mehrfach stattfanden, und das Spezialangebot «Plane die Stadt deiner Zukunft» im Rahmen des nationalen Zukunftstags an. Ersteres möchte die Hemmschwellen für junge Frauen, in die Welt des Programmierens und der ICT einzusteigen, senken, letzteres Berufswege in der Planung, der Architektur und im Bauwesen näherbringen. Zwei Architektinnen des Departements Architektur, Holz und Bau der BFH veranschaulichten, wie heute digitale Hilfsmittel und Architekturpsychologie in der Planung eingesetzt werden. Die Teilnehmerinnen entwarfen und bauten zunächst ein Modell ihres Traumhauses sowohl physisch als auch digital mit Hilfe einer CAD-Softwareanwendung. Gemeinsam platzierten sie ihre Modelle dann auf einem Stadtplanungsfeld und diskutierten dabei was eine Stadt eigentlich ausmacht, wie Flächen verteilt werden und wie sie sich die Wohnräume ihrer Zukunft vorstellen.

Weiter boten wir an der 19. Hausbau+Energie Messe der Energy Future Days in der Bernexpo zwei Workshops zum Bauen eines Solarbatterieladegeräts an und führten am Skills Kiosk von Science et Cité an der Ganztagesschule Stöckacker einen MINT-Nachmittag mit Fokus auf Brückenbau und Robotik durch.

In den Herbstferien planten und stellten wir die Veranstaltungsblöcke zum Thema Kreislaufwirtschaft fertig und warteten gespannt auf die Eingabefrist des CircularTower-Ideenwettbewerbs. Nachdem alle Projekte Mitte Oktober eingetroffen waren, wurden sie auf Korrektheit und Anonymität geprüft, damit die Jury Ende Monat loslegen konnte. Am Jurytag beurteilte das Preisgericht bestehend aus Architekt*innen, Bauingenieur*innen sowie Interessensvertreter*innen aus Verein, Kanton Bern und Stadt Burgdorf die Eingaben detailliert und legte drei rangierte Projekte sowie einen Ankauf fest.

Anstösse zu zirkulärem Denken

In der Woche vor den öffentlichen Veranstaltungen zum Thema Kreislaufwirtschaft luden wir eine Gruppe Unternehmer*innen zu einem Erfahrungsaustausch ein. Am runden Tisch berichteten die Teilnehmer*innen aus regionalen KMU über ihre Herangehensweisen und Herausforderungen bei der Verwirklichung von Projekten gemäss nachhaltigen, kreislaufwirtschaftlichen Grundsätzen. Sie besprachen Wege, wie die Kreislaufwirtschaft regional gestärkt werden könnte, worin eine Zusammenarbeit dies begünstigen würde und gaben uns Rückmeldungen, wie das TecLab solche Entwicklungen unterstützen könnte.

Später im November an der Vernissage des Ideenwettbewerbs erreichte das Projekt «CircularTower»  seinen ersten Höhepunkt: Wir durften mit dem Siegerteam Inhelder Osterwalder Architekten in Zusammenarbeit mit Timbatec Holzbauingenieure – repräsentiert durch Peter Osterwalder und Christian Grossmann – das erstrangierte Projekt SETZKASTEN vorstellen. Ferner beleuchteten Rudolf Holzer (Leiter Baudirektion Burgdorf), Matthias Zurbuchen (Vereinspräsident Netzwerk TecLab), Jost Kutter (Jurypräsident) und Reto Largo (Geschäftsführer NEST, Empa) das Projekt aus verschiedenen Perspektiven. Beim Apéro konnten sich die Gäste mit Jurymitgliedern, Projektbeteiligten sowie zukünftigen Bespieler*innen des Gebäudes austauschen und alle Eingaben des Ideenwettbewerbs besichtigen. An diesen vielen innovativen Eingaben, die an der Ausstellung ausgiebig diskutiert wurden, und am grossen Interesse am Ideenwettbewerb erfreuten wir uns sehr. Um alle Eingaben zu betrachten und die Überlegungen der Jury nachzuverfolgen, lesen Sie den Bericht des Preisgerichts.

Der nächste spannende Veranstaltungsabend war sogar doppelt belegt: Am Partneranlass von be-advanced AG hatten wir die Gelegenheit, über unsere Aktivitäten zum kreislauffähigen Wirtschaften zu erzählen und zusammen mit Davide Mastrodomenico von Girsberger unser Projekt im Upcycling von Arbeitstischen vorzustellen. Am darauffolgenden TecLab-Netzwerktreffen «Nachhaltigkeit im KMU effizient dokumentieren und damit Wirkung erzielen» in Zusammenarbeit mit BforBUSINESS erhielten wir einen Einblick in den Umgang mit Anforderungen von Nachhaltigkeitsreportings und Strategien der kreislaufwirtschaftlichen Entwicklung im Betrieb. Motivierende Inputs lieferten Simon Michel der Ypsomed AG, Jan T. Frèce des Instituts Sustainable Business der BFH und Stephan Baumann der Furrer+Frey AG im Rahmen kurzer Präsentationen und an der anschliessenden Podiumsdiskussion. Die Referenten waren sich einig, dass nicht nur jedes KMU sich mit nachhaltigem Wirtschaften befassen muss, sondern ein frühes Agieren in diese Zielrichtung sogar erhebliche Chancen mit sich bringt. Nachdem der schwierigste Schritt, den Ball ins Rollen zu bringen, überwunden ist, kann die Herkulesaufgabe in kleinere Meilensteine geteilt werden. Mit diesen Zusatzaufwänden könne aktuell noch gepunktet werden, was vermutlich in einigen Jahren keinen Attraktivitätsschub mehr auslösen und von Kund*innen sogar standardmässig erwartet würde.

Im Verlauf des Jahres tat sich auch etwas in punkto Raumentwicklung: Wir bekamen zwei zusätzliche Schulräume zur Verfügung und fuhren mit dem Entwerfen von Konzepten der Aussenraumgestaltung – beispielsweise Ideen zum MINT-Spielplatz und dem Permakulturgarten – fort. Aus dem Upcyclingprojekt mit Girsberger konnten wir eine erste Serie der höhenverstellbaren mobilen Arbeitstische sowohl im teaminternen Coworking-Space als auch während der Durchführung unserer Angebote testen und Erfahrungswerte sammeln.

Die Räumlichkeiten des TecLabs wurden zusätzlich für externe Veranstaltungen genutzt, wie z. B. den Grundkurs in Solartechnik «Refugees go Solar» der Organisation Solafrica oder für Workshops von Unternehmen und Organisationen aus der Region. Solafrica gratulieren wir herzlich zum Gewinn des Watt d'Or 2023. Als weiteres Dienstleistungsprojekt entwickeln wir für die Technische Fachschule Bern Inputs für neue Nachhaltigkeitskompetenzen in der Ausbildung und das Konzept für einen Nachhaltigkeitstag. Diesen können Lernende der TF Bern am TecLab besuchen und im neuen Jahr wird er erstmals mit mehreren Klassen durchgeführt.

So haben wir ein bereicherndes Jahr abgeschlossen und bedanken uns herzlich für Ihr Dabeisein, Ihr Engagement und Ihre Unterstützung. Wir können es kaum erwarten, Ihnen nun im Jahr 2023 unsere neuen Angebote zu präsentieren, mit Ihnen unsere aktuellen Projekte zu diskutieren und Sie bei kommenden Veranstaltungen begrüssen zu dürfen!